Gaia and the value of everything/Gaia und der Wert von allem

 

English below!

 

James Lovelock ist der Wissenschaftler und Philosoph, der gemeinsam mit Lynn Margulis die These in die Welt gebracht hat, dass diese Welt, respektive die Erde ein großes lebendiges System darstellt, in dem alles miteinander verwoben ist. Dieses System nennt er Gaia.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gaia-Hypothese

 

Daraus ergibt sich neben vielem anderen, dass in der Natur/Welt kein Abfall oder Müll existiert. Alle Stoffe, Elemente, Dinge werden nach einer gewissen Zeit der Existenz in einer bestimmten Form in einen Transformationsprozess überführt und in neuen Mischungen und Gestalten wieder als Teil von Gaia weiterleben.

 

Die Menschheit hat sich im Zuge der Moderne und des Kapitalismus von diesem Prinzip entfremdet, dass bis ins 19. Jahrhundert weitgehend dominant war.

 

 

Eine Antwort auf die Krisen, die sich durch die Entfremdung entwickelt haben und das Überleben der Menschheit und in gewisser Weise von Gaia bedrohen, lautet: Kreislaufwirtschaft. Es gibt keinen Müll mehr. Alles wird immer so produziert, dass alle Teile daraus Teil des Transformationsprozess werden können, in dem die Bestandteile zu neuen Dingen etc. zusammengesetzt werden.

Unabhängig von der Frage, wie eine solche Wirtschaft praktisch umgesetzt werden kann, ist der Gedanke dahinter meines Erachtens extrem wichtig: Es gibt nichts Wertloses auf der Welt!

 

Kunst kann hier zwei unterstützende Interventionen machen. Zum einen vorführen, dass es keine Werthierarchie zwischen den Dingen in der Welt gibt. Die organisch entstandenen Dinge sind insofern anders, weil sie sich selbst organisieren. Aber wir brauchen ein Bewusstsein dafür, dass auch der Papierbecher, aus dem wir den Kaffee trinken, einen Wert besitzt und nicht einfach weggeworfen werden darf. Alle Dinge haben ihren Wert. Wir sind mit allen Dingen verbunden, weil wir aus dem selben Sternenstaub gemacht sind. (contra Rilke und Heidegger)

 

Kleine Übung: Immer wenn ich ein Objekt in der Hand halte, das nur für den einmaligen Gebrauch produziert wurde (Verpackung, Einweggeschirr etc.), denke ich daran, dass wir verwandt und aus dem gleichen Stoff sind.

 

Außerdem sind Künstler*innen Experten der Transformation. Wir können zeigen, was die Idee von Gaia und dem Wert von allen bedeuten soll für die Veränderung der Welt.

 

Für vocal ecotism stellt sich jetzt die Frage, ob diese Überlegungen für eine "Stimmkunst in der versehrten Welt" von Relevanz sein können. In der Stimmkunst nach Wolfsohn/Hart ist die Unterscheidung in wertvolle und wertlose Stimmklänge längst aufgegeben worden. Jeder Stimmklang ist Gesang. Da gibt es also eine Parallele zur den Konsequenzen der Gaia-These. Seit John Cage gilt für die Neue Musik und die zeitgenössische Klangkunst das Gleiche. Jeder Klang besitzt das Potenzial, Teil eines Klangkunstwerkes zu sein. So wir wir lernen können, jeden Gegenstand der Welt wertzuschätzen, können wir lernen, jeden Klang musikalisch zu hören.

 

Doch vielleicht gibt es hier noch eine tiefere Verbindung. Können wir die Klanglichkeit als eines der Urelemente der Welt verstehen, das in allen Erscheinungsformen von Gaia präsent ist? Ohne hier irgendeine Klangkosmologie zu entwerfen, würde das bedeuten, dass ich als Stimmkünstler*in alles in der Welt höre und mit meiner Stimme mit allem in Kontakt treten kann. Ist das ein Ansatzpunkt für Kunstaktionen im Rahmen von vocal ecotism?

 

 

 

 

The Gaia thesis and the value of everything

 

Scientist and philosopher James Lovelock and his colleague Lynn Margulis introduced the theory that this world, or rather the earth, is one big living system in which everything is interwoven. This is often called the Gaia-Hypothesis.

https://en.wikipedia.org/wiki/Gaia_hypothesis

This leads to the idea that there is no waste or rubbish in nature. All substances, elements and things are transferred into a transformation process after a certain period of existence in a certain form and live on again as part of Gaia in new mixtures and forms.

 

In the course of modernity and capitalism, humanity has become alienated from this principle, which was largely dominant until the 19th century.

 

 

One contemporary answer to the crises that have developed as a result of this alienation and threaten the survival of humanity and, to a certain extent, Gaia, is circular economy. There is no more rubbish. Everything is always produced in such a way that all parts of it can become part of the transformation process, in which the components are put together to form new things etc.

Regardless of the question of how such an economy can be implemented in practice, I think the idea behind it is extremely important: there is nothing without value in the world!

 

 

Art can make two supporting interventions here. First, it can demonstrate that there is no hierarchy of value between the things in the world. Organically created things are different in that they organise themselves. But we need to realise that even the paper cup from which we drink our coffee has a value and must not be thrown away. All things have their value. We are connected to all things because we are made of the same stardust. (contra Rilke and Heidegger)
A little exercise: Whenever I hold an object in my hand that was only produced for one-time use (packaging, disposable crockery, etc.), I remember that we are related and made of the same stuff.


Moreover, artists are experts in transformation. We can show what the idea of Gaia and the value of everything would mean for the transformation of the world to something better.

For vocal ecotism, the question now arises as to whether these considerations can be relevant for a "vocal art in the wounded world". In the vocal art according to Wolfsohn/Hart, the distinction between valuable and worthless vocal sounds has long been abandoned. Every vocal sound is singing. So there is a parallel to the consequences of the Gaia thesis. Since John Cage, the same has been true for new music and contemporary sound art. Every sound has the potential to be part of a work of sound art. Just as we can learn to appreciate every object in the world, we can learn to hear every sound musically.

But perhaps there is an even deeper connection here. Can we understand sonority as one of the primal elements of the world, present in all manifestations of Gaia? Without outlining any sound cosmology here, this would mean that as a voice artist I can hear everything in the world and make contact with everything with my voice. Is this a starting point for art actions in the context of vocal ecotism?

 

 

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