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Am 8. August 2024 habe ich ein Interview mit dem Komponisten und Dirigenten Rupert Huber geführt. In Köln ist der Name sicher noch dem ein oder der anderen geläufig, weil Rupert Huber von 2004 bis 2011 Leiter des WDR-Rundfunkchors war.
Hier geht es zu der Aufnahme:
Heute lebt Rupert Huber in Österreich und beschäftigt sich intensiv mit Fragen, die uns im Rahmen von vocal ecotism auch wichtig sind. Vor allem erkundet er seit langem die Möglichkeiten, mit Stimme und Gesang mit der nicht-menschlichen Welt in Verbindung zu treten. Eine Praxis, die über weite Strecken der Menschheitsgeschichte selbstverständlich war. Seine Gedanken dazu sind ein Thema des Interviews.
Informationen über ihn und seine Arbeit finden sich auf http://www.rupert-huber.net/.
Auch auf youtube findet sich einiges Hörenswerte. Besonders hinweisen möchte ich auf ein Video, in dem er darlegt, warum er für das Festival Musica Sacra online, das während der Corona Pandemie stattfand, keinen Beitrag liefern kann. Ein Plädoyer für eine Musik, die sich der reinen Verfügbarkeit widersetzt:
https://www.youtube.com/watch?v=_i2YeJJxAYg&t=143s
Überblick und Zusammenfassung des Interviews
Überblick:
0:00 – 14:00: Gesang als Form der Kontaktaufnahme mit der nichtmenschlichen Welt
14:02 – 25:56: Die Frage nach der Disposition, aus der heraus Verbindung möglich ist
25:56 – 36:56: Verfügbarkeit und die anderen Präsentationsformen von Musik
36:56 – Ende: Der Umgang mit der Versehrtheit der Welt
0:00 – 14:00: Gesang als Form der Kontaktaufnahme
mit der nichtmenschlichen Welt
Q.: Kann man aus Ihrer Sicht mit der Stimme und mit Gesang die nicht-menschliche Welt adressieren?
A.: Ich habe Ihnen einen Text über die Wirkungsgesänge geschickt, in dem dazu Stellung nehme. Davon abgesehen: Wir Menschen können singen! Welchen evolutionären Vorteil hat der Mensch dadurch? In unserer heutigen Welt scheint Singen können ein Luxus zu sein, der eigentlich nicht notwendig ist.
Singen ist doch der Schlüssel zu einem anderen, größeren Bereich. Früher habe ich in dem Zusammenhang oft von einem Modem gesprochen, das ansonsten nichtkompatible Realitäten so verbindet, dass ein Austausch stattfinden kann. Die aktivierte stimme führt in eine andere Weltwahrnehmung und in einen anderen Zustand.
Q.: (4:15) Kommt man durch das Singen unbedingt in einen anderen Bereich oder Zustand? In anderen Kulturen und früheren Zeiten war das alltägliche dauernde Singen viel weiter verbreitet und selbstverständlicher als heute. Aber mir scheint das Singen eher eine lebensbegleitende Praxis gewesen zu sein, durch die ich nicht in eine andere Sphäre komme, sondern im Alltäglichen bleiben kann.
A.: Aber durch dieses Singen kommt man in einen leicht anderen Bewusstseinszustand, der auch auf das wirkt, was ich in meinem Alltag mache. Singen agiere ich anders. Besinnlich!
Q.: (6:17) Sie machen die wichtige Unterscheidung zwischen Resonanzgesang und Kontaktgesang. Resonanzgesang als Modus, in dem ich versuche, auf das Wesen, mit dem ich in Kontakt treten möchte, zu hören, um so in Resonanz mit ihm zu kommen. Sehe ich das richtig?
A.: Ich habe die Trennung zwischen diesen beiden Formen des Gesangs lange auseinandergehalten. In Wirklichkeit greift das eine wohl in das andere.
Bei der Resonanz nutze ich gerne das Bild einer Harfe, die auf einer Wiese steht und der Wind weht hindurch. Ich bin die Harfe, aber die Klänge entstehen durch den Wind, mit dem ich in Resonanz gehe.
Den Kontakt verstehe ich nicht metaphorisch, sondern direkt. Die Stimme ist eine Sonde, mit der ich einen Kontakt herstellen kann. Wenn ich in Kontakt gehe, gibt es einen Kontaktpunkt, bei dem sich aktiv/passiv umkehren kann. Nicht nur ich berühre den/das andere, sondern ich werde auch berührt.
Das heißt aber nicht, dass mein Gesang im Kontakt mit einem anderen Wesen/Ding ein Abbild dieses Gegenübers ist. Der Kontakt im Singen geschieht auf einer anderen Ebene.
Q.: 9:34 Geht Kontaktaufnahme mit der Stimme auch auf der Ebene der Imagination? (Hinweis auf ein Zitat der nepalesischen Schamanin Parvati Rai, die sagt, dass man eine Heilpflanze, die nicht direkt verfügbar ist, über Gesang rufen kann. Wenn man die Pflanze riecht, ist sie sozusagen da!)
A.: Das ist im Prinzip möglich, aber man kann das Zitat von Parvati Rai nicht eins zu eins für sich übersetzen, weil sie aus einem völlig anderen Umfeld stammt. In unserem üblichen Umfeld, besonders in der Großstadt ist so etwas eigentlich nicht hervorzurufen. Umgekehrt: Ich denke immer mehr, dass ein naturnahes Umfeld – was immer das ist – für solche Prozesse förderlich ist. Schamanismus in der Großstadt ist praktisch unmöglich. Es braucht ein Eingebettetsein in „natürliche“ Abläufe.
14:02 – 25:56: Die Frage nach der Disposition, aus der heraus Verbindung möglich ist
Q.: 14:02 Das kann ich nachvollziehen, zugleich stellt sich dann die Frage, ob unsere Versuche, etwas über Kunst zu verändern, überhaupt etwas ausrichten können?
A.: Mit Singen kann man auf jeden Fall immer etwas ausrichten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang mit der Frage, wie gehe ich mit der Welt um, die andere Frage, wie bin ich disponiert? Mit unserer Gruppe arbeiten wir seit vielen Jahren daran, diese Disposition zu finden, das passiert auf der körperlichen und der geistigen Ebene. Um diesen Kontakt zur nichtmenschlichen Welt überhaupt aufnehmen zu können, muss die Disposition stimmen.
Q.: 17:43 Welche Disposition suchen Sie da genau? Können sie das noch etwas genauer fassen?
A.: Das ist sehr vielschichtig. Mit der Gruppe wird dann u.a. mit den rituellen Körperhaltungen von Felicitas Goodman gearbeitet. https://felicitas-goodman-institut.de/
Meine Frau Doris Huber ist Butoh-Tänzerin und entwickelt von dort aus Bilder, mit denen wir arbeiten. Außerdem nutzen wir Text und Schreiben, z.B. in dem Projekt mit den Stechpalmen (daraus ist eine Musikprojekt entstanden, das hier zu hören ist:https://www.youtube.com/watch?v=pwCwgp46GSQ&list=OLAK5uy_mULfIBv6VLLrrWy_F2Y5L5VCh2nkbB5SM&index=2)
In dem wir uns mit einer Pflanze über einen längeren Zeitraum konfrontieren/in Kontakt bringen und aus der Konfrontation/dem Kontakt einen Text formulieren. Die sind zu Beginn oft noch psychologisch/persönlich geprägt, später, nach einer gewissen Übung werden die Texte überpersönlich.
Wenn man so etwas vor Publikum präsentieren will, braucht es einen Rahmen, z.T. auskomponierte Teile etc., weil das Publikum erwartet eine künstlerische Leistung. Aber eigentlich ist das, was wir machen nur für Mitwirkende gedacht. Für die künstlerische Präsentation müssen Kompromisse eingegangen werden.
Q.: 23:00 Das sind Fragen, die uns auch sehr beschäftigen. Wenn ich mich mit einer Gruppe von Kunstschaffenden in eine bestimmte Disposition bringe, in der Dinge möglich werden, kann ich das denn an ein Publikum, das diese Disposition nicht ohne weiteres hat, weitergeben?
A.: Bis zu einem gewissen Grad. Wenn ich ein Konzert machen muss, verliert es viel vom ursprünglichen Biss. Vieles hängt vom Rahmen ab. Ein Konzertsaal erlaubt nur sehr wenig davon, andere Formen und Orte evtl. mehr.
Meine Angebote sind Beiträge zur Veränderung, die von verschiedenen Seiten aus erfolgen muss. Und sie sind nicht zukunftsträchtig, weil wir nicht wissen können, wie sich das in der Zukunft zeigen wird.
25:56 – 36:56: Verfügbarkeit und die anderen Präsentationsformen von Musik
Q.: 25:56 Thema Verfügbarkeit. Ausgehend von Ihrem Befund, dass die moderne Welt alles für den Menschen verfügbar gemacht hat, kann man von der Musik und der Kunst vielleicht sagen, dass in ihr dasselbe passiert und Musik unter der Logik der Verfügbarkeit funktioniert, bis hin zur zeitgenössischen Bewegung, selbst die Naturklänge über field recordings etc. verfügbar zu machen. Andererseits gibt es gerade im Feld der Kunst noch Residuen eines Weltverständnisses, das anders funktioniert und sich gegen die alles ergreifende Verfügbarkeit wendet.
A.: Ich stimme Ihnen vollkommen zu. Was da in der Neuen Musik passiert, beispielsweise über das Hörbachmachen von Pflanzenbewegungen ist eine bloße Ästhetisierung. Das ist im Übrigen uralt und schon im Barock gemacht worden.
Zur Verfügbarkeit: Je mehr etwas verfügbar wird, umso mehr verschwindet es substanziell.
Q.: 30:00 Wie kommen wir aus dem Dilemma raus, dass das, was wir machen, sobald es in die Öffentlichkeit kommt, verfügbar wird?
A.: Es gibt Formen, die sind vorgegeben, und da muss man dann rein. Man müsste eigentlich… z.B. wie das Scratch Orchester von Cornelius Cardew, wo sich die Leute einfach treffen und beginnen zu spielen, das war natürlich ein wahnsinnig guter Ansatz. https://www.youtube.com/watch?v=oksUcVauHXM Man muss sich treffen, am besten leibhaftig, nicht virtuell, und fragen, was wollen wir eigentlich, was ist es, das uns fehlt, welche Rolle spielt da Musik, geht es um ein Ritual? Inwieweit spielt Ästhetik eine Rolle? Man muss immer wieder ganz von vorne anfangen und man kann nur Einzellösungen finden, keine allgemeingültigen Lösungen.
Q.: 32:18 In einem Video, das ich im Netz gefunden habe, legen Sie dar, warum sie bei einem während der Coronapandemie stattfindenden Festival keinen online-Beitrag leisten können: weil eben digital vermittelt, das, was Sie geben wollen, nicht präsentierbar ist. In diesem Zusammenhang sprechen Sie auch von einem Konzert in Köln mit der Schamanin Parvati Rai, die sich am Tag vor dem Konzert weigerte, eine Mikrofonprobe zu machen, weil für sie undenkbar war, einfach nur so zu tun, als ob sie diese Gesänge singt. Das kann man mit dieser Art von Gesang einfach nicht machen!
A.: Dieses Konzert in Köln war übrigens das einzige in meiner Zeit als Leiter des WDR Rundfunkchors, das ausverkauft war, und wo nach dem Konzert viele Leute geblieben sind, um Parvati Rai zu sprechen.
Q.: 34:52 Sie sagen in einem Essay zu der Frage, um welche Art von Musik es gehen soll: Diese Musik ist Teil eines größeren rituellen Geschehens, das partizipativ ist, einen Adressaten hat und dessen Zweck außerhalb seiner selbst liegt.
Wäre Parvati Rai mit diesem Musikbegriff auch einverstanden?
A.: Ja, schon! Das Einzige, was sie nicht hat ist der Zugang zum Kompositorischen oder Werkhaften. Sie beginnt einfach zu singen und dann geht es los, irgendwann hört sie wieder auf. Musik und Komposition sind unterschiedliche Dinge!
36:56 – Ende: Der Umgang mit der Versehrtheit der Welt
Q.: 36:56 Inwiefern spielt die Versehrtheit der Welt, mit der Sie in Ihrer Arbeit mit Stimme und Musik in Kontakt treten, eine Rolle?
A.: Die Auseinandersetzung mit der Stechpalme fand aus dem Grund statt, um der Verhärtung der Herzen vorzubeugen oder entgegenzuwirken und insofern wurde die Stechpalme als Hilfe zur Rettung der Welt genommen.
Zwei Dinge fallen mir spontan dazu ein. Es gab einmal eine Anfrage von einem Winzer, der Schwierigkeiten mit einem Weinberg hatte und fragte, ob ich da mal reingehen, singen, räuchern usw. könnte. Dazu ist es nie gekommen.
Und: Wenn man mit den Körperhaltungen von Felicitas Goodman arbeitet, dann kommen sehr oft Tierbilder hervor. Bei mir oft Wolf, bei vielen erscheint der Bär, immer Vögel, auch Schlangen. Dabei haben die wenigsten Menschen je einen Bären oder Wolf in freier Wildbahn gesehen. Warum tauchen diese Bilder dann auf? Oder Bilder von Pflanzen, die es gar nicht mehr gibt? Warum sind diese Bilder noch so präsent in unserem kulturellen Gedächtnis, in unserer Disposition? Für mich sind diese Bilder eine Hilfe in meiner Welt. Und die daraus folgende Änderung finde ich wieder in meinem Umgang mit der Welt, die dadurch vielleicht nicht so schnell kaputt geht. Das heißt, hier kann man nur mittelbar agieren. Unmittelbar kann man mit Schamanismus die Welt nicht retten.
On 8 August 2024, I held an interview with the composer and conductor Rupert Huber. In Cologne, the name is certainly still familiar to some people because Rupert
Huber was the director of the WDR radio choir from 2004 to 2011.
He now lives in Austria and works intensively on issues that are also important to us in the context of vocal ecotism. In particular, he has long been exploring the
possibilities of using voice and song to connect with the non-human world. A practice that was taken for granted for long stretches of human history. His thoughts on this are one of the topics of
the interview.
Information about him and his work can be found at http://www.rupert-huber.net/.
There is also a lot worth listening to on youtube. I would particularly like to point out a video in which he explains why he is unable to contribute to the Musica
Sacra online festival, which took place during the coronavirus pandemic. A plea for music that resists pure availability:
https://www.youtube.com/watch?v=_i2YeJJxAYg&t=143s
Overview and Summary of the Interview
(In the summary you find some links to further information about persons and aspects mentioned.)
Overview:
0:00 - 14:00: Singing as a form of making contact with the non-human world
14:02 - 25:56: The question of the disposition from which connection is possible
25:56 - 36:56: Availability and the forms of presentation of music
36:56 - End: Dealing with the wounded world
0:00 - 14:00: Singing as a form of making contact with the non-human world
Q.: In your opinion, is it possible to address the non-human world with the voice and with singing?
A.: I have sent you a text about effect chants in which I comment on this. Apart from that: We humans can sing! What evolutionary advantage does this give humans? In today's world, being able to sing seems to be a luxury that is not really necessary.
Singing is the key to another, larger area. In the past, I often spoke in this context of a modem that connects otherwise incompatible realities in such a way that an exchange can take place. The activated voice leads to a different perception of the world and a different state.
Q.: (4:15) Does singing necessarily take you into a different realm or state? In other cultures and earlier times, everyday, continuous singing was much more widespread and taken for granted than it is today. But singing seems to me to have been more of a life-accompanying practice, through which I don't enter another sphere, but can remain in the everyday.
A.: But through this singing you enter a slightly different state of consciousness, which also has an effect on what I do in my everyday life. I act differently when I sing. More contemplative!
Q.: (6:17) You make the important distinction between resonance singing and contact singing. Resonance singing as a mode in which I try to listen to the being I want to get in touch with in order to resonate with it. Do I see that correctly?
A.: I have kept the distinction between these two forms of singing apart for a long time. In reality, one probably intertwines with the other.
With resonance, I like to use the image of a harp standing in a meadow with the wind blowing through it. I am the harp, but the sounds are created by the wind with which I resonate.
I don't understand the contact metaphorically, but directly. The voice is a probe with which I can make contact. When I make contact, there is a point of contact where active/passive can be reversed. Not only do I touch the other person, but I am also touched.
However, this does not mean that my singing in contact with another being/thing is an image of this other person. The contact in singing happens on a different level.
Q.: 9:34 Is it also possible to make contact with the voice on the level of imagination? (Reference to a quote from the Nepalese shaman Parvati Rai, who says that you can call a medicinal plant that is not directly available by singing. If you smell the plant, it is there, so to speak).
A.: That is possible in principle, but you can't translate Parvati Rai's quote one-to-one for yourself because she comes from a completely different environment. In our usual environment, especially in the big city, you can't really evoke something like that. On the contrary, I think more and more that an environment close to nature - whatever that is - is beneficial for such processes. Shamanism in the big city is practically impossible. It needs to be embedded in "natural" processes.
14:02 - 25:56: The question of the disposition from which connection is possible
Q.: 14:02: I can understand that, but at the same time the question arises as to whether our attempts to change something through art can achieve anything at all?
A.: Singing can always achieve something. In this context, the important question is how do I deal with the world, the other question is how am I disposed? We have been working with our group for many years to find this disposition, which happens on a physical and spiritual level. To be able to make contact with the non-human world at all, the disposition has to be right.
Q.: 17:43 What disposition are you looking for exactly? Can you be more specific?
A.: It's very complex. We work with the group using Felicitas Goodman's ritual postures, among other things. https://felicitas-goodman-institut.de/
My wife Doris Huber is a Butoh dancer and develops images from there that we work with. We also use text and writing, e.g. in the project with the holly trees (which resulted in a music project that can be heard here:
https://www.youtube.com/watch?v=pwCwgp46GSQ&list=OLAK5uy_mULfIBv6VLLrrWy_F2Y5L5VCh2nkbB5SM&index=2)
in which we confront/get in contact with a plant over a longer period of time and formulate a text from the confrontation/contact. At the beginning, these are often still psychological/personal in nature, but later, after a certain amount of practice, the texts become over-personal.
If you want to present something like this in front of an audience, you need a framework, partly composed parts etc., because the audience expects an artistic performance. But actually, what we do is only intended for participants. Compromises have to be made for the artistic presentation.
Q.: 23:00 These are questions that also concern us a lot. If I put myself in a certain position with a group of artists, in which things become possible, can I pass this on to an audience that doesn't have this position without further ado?
A.: To a certain extent. If I have to do a concert, it loses a lot of its original bite. A lot depends on the setting. A concert hall allows very little of this, other forms and venues possibly more.
My programmes are contributions to change, which has to come from different angles. And they are not forward-looking, because we can't know how things will turn out in the future.
25:56 - 36:56: Availability and the other forms of presentation of music
Q.: 25:56 The topic of availability. Based on your observation that the modern world has made everything available to people, it can perhaps be said of music and art that the same thing happens in them and that music functions under the logic of availability, right up to the contemporary movement to make even the sounds of nature available via field recordings, etc. On the other hand, there are still remnants of an understanding of the world that functions differently and is opposed to the modern world. On the other hand, especially in the field of art, there are still remnants of an understanding of the world that functions differently and opposes the all-encompassing availability.
A.: I completely agree with you. What's happening in new music, for example, in terms of making plant movements audible, is a mere aestheticisation. By the way, this is ancient and was already done in the Baroque era.
As far as availability is concerned, the more something becomes available, the more it substantially disappears.
Q.: 30:00 How do we get out of the dilemma that what we do becomes available as soon as it enters the public domain?
A.: There are forms that are predetermined and then you have to get into them. You actually ought to... for example, like Cornelius Cardew's Scratch Orchestra, where people just meet up and start playing, which was of course an incredibly good approach. https://www.youtube.com/watch?v=oksUcVauHXM You have to meet up, preferably in person, not virtually, and ask what we actually want, what is it that we are missing, what role does music play, is it a ritual? To what extent do aesthetics play a role? You always have to start from scratch and you can only find individual solutions, not general solutions.
Q.: 32:18 In a video I found online, you explain why you can't make an online contribution to a festival taking place during the coronavirus pandemic: because what you want to give cannot be presented digitally. In this context, you also talk about a concert in Cologne with the shaman Parvati Rai, who refused to do a mic rehearsal the day before the concert because it was unthinkable for her to simply pretend to sing these chants. You just can't do that with this kind of singing!
A.: Incidentally, this concert in Cologne was the only one in my time as director of the WDR Radio Choir that was sold out and where many people stayed after the concert to talk to Parvati Rai.
Q.: 34:52 You say in an essay about the question of what kind of music it should be about: This music is part of a larger ritual event that is participatory, has an addressee and whose purpose lies outside itself.
Would Parvati Rai also agree with this concept of music?
A.: Yes, she would! The only thing she doesn't have is access to the compositional or the idea of a musical work. She just starts singing and then it begins, at some point she stops again. Music and composition are different things!
36:56 - End: Dealing with the world's woundedness
Q.: 36:56 To what extent does the woundedness of the world, with which you come into contact in your work with voice and music, play a role?
A.: The reason for the confrontation with the holly was to prevent or counteract the hardening of hearts and in this respect the holly was taken as an aid to saving the world.
Two things come to mind spontaneously. There was once an enquiry from a winegrower who was having difficulties with a vineyard and asked if I could go in there, sing, smoke etc. It never happened. It never came to that.
And: when you work with Felicitas Goodman's postures, images of animals very often emerge. For me it's often a wolf, for many people it's a bear, always birds, even snakes. Yet very few people have ever seen a bear or wolf in the wild. So why do these images appear? Or images of plants that no longer exist? Why are these images still so present in our cultural memory, in our disposition? For me, these images are a help in my world. And I find the resulting change in my interaction with the world, which perhaps doesn't break down so quickly as a result. In other words, you can only act indirectly. You can't save the world directly with shamanism.
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